DAS NAMENLOSE LEID WIRD NAMHAFT - SPD begrüsst Verlegung der Stolpersteine
Die auf Initiative der Sollingschule für den 23.Januar vorgesehene Verlegung von 13 Stolpersteinen durch den Kölner Bildhauer Gunther Demnig wird von den Uslarer Sozialdemokraten nachdrücklich unterstützt.
Presseinformation vom 19.01.2008: Uslar: Die auf Initiative der Sollingschule für den 23.Januar vorgesehene Verlegung von 13 Stolpersteinen durch den Kölner Bildhauer Gunther Demnig wird von den Uslarer Sozialdemokraten nachdrücklich unterstützt. Wie der Vorsitzende des Stadtverbandes Dr. Hermann Weinreis nach einer Vorstandssitzung erklärte, sehen die Parteimitglieder in der symbolischen Aktion eine Verpflichtung der Stadt allen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Uslar gegenüber. Neben den jüdischen Mitbürgern, deren Schicksal die Flucht, der Selbstmord oder die Vernichtung in den Todeslagern war, gehe es auch um die Opfer aus den Arbeiterparteien und den Gewerkschaften. Für die im Leid vereinten ehemaligen Mitbürger und deren Gedenksteine seien Patenschaften übernommen worden, so für Walter Freudenthal durch die SPD-Stadtratsfraktion und für Jenni Peters durch die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen.
Dr. Weinreis: „Wir begrüßen es insbesondere, dass die Schülerinnen und Schüler der Sollingschule sich dieser Verpflichtung und Verantwortung stellen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserer Stadt, denn sie haben gemeinsam mit ihren Lehrern die fast verlorenen Daten des Lebens und Sterbens einzelner Opfer für die Nachwelt gesichert. Diese Geste der Menschlichkeit und des Mitgefühls verhindert den zweiten Tod, nämlich das Vergessen aus Gleichgültigkeit, nachdem die ursprüngliche Gewalt und Ungerechtigkeit nicht verhindert wurden.“ Anerkennung finde bei der SPD auch die künstlerisch und symbolisch ausdrucksvolle Weise des Gedenkens durch die „Steine des Anstoßens“, die „uns im Uslarer Alltag begegnen und zu nachträglicher Solidarität ermahnen“.
In der Konsequenz müsse die Bewährung von Toleranz, die Ablehnung jedes Fremdenhasses und die nachdrückliche Anerkennung der Menschenwürde als tägliche Aufgabe und als Erziehungsziel der jungen Generation erkannt werden. Was im Alltag nicht umgesetzt werde, eigne sich auch nicht als Ideal einer demokratischen Kultur und verblasse zur Phrase. Das müsse alle verbinden, die in Uslar Erinnerungsarbeit leisten. Der bedeutsame Fortschritt liege darin, dass statt der in die Namenlosigkeit gerichteten Trauer Identitäten und persönliche Schicksale erkennbar werden und das namenlose Leid namhaft gemacht wird.
gez. Dr. Hermann Weinreis