USLARER SPD ERINNERT AN DEN KRIEGSAUSBRUCH VOR 76 JAHREN
Aufruf des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gezeichnet von Otto Wels und Hans Vogel, Paris, 1. September 1939
„Mit einem verbrecherischen Angriff Hitlers hat der Krieg begonnen. In diesem geschichtlichen Augenblick wendet sich der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an das deutsche Volk und die ganze Welt. Es ist die letzte Körperschaft, die noch von der sozialdemokratischen Massenorganisation in Deutschland selbst gewählt worden ist. - Die ganze Schuld für das ungeheure Verbrechen an dem Frieden und an der Menschheit ruht auf Hitler und seinem System. Die Vernichtung der Freiheit und die Zerstörung des Weltfriedens waren von Anfang an der Inhalt der nationalsozialistischen Politik. Der Sturz Hitlers ist deshalb das Ziel, für das wir kämpfen werden gemeinsam mit allen demokratischen Kräften in Europa. Hitler und der neue deutsche Militarismus sind eins. Die Niederlage und die endgültige Ueberwindung dieses Militarismus sind die Voraussetzungen für den Frieden und die Neuorganisation Europas. Als verbündete Kraft an der Seite aller Gegner Hitlers, die für die Freiheit und die Kultur Europas kämpfen, werden wir im Kriege in diesem Sinne wirken. - Ein Frieden, der die Gewaltakte Hitlers wieder gutmacht, dem totalitären System ein Ende setzt und dem deutschen Volke wie allen vergewaltigten Völkern Recht und Freiheit wiedergibt, ist das Ziel unserer Politik."
Uslars Sozialdemokraten erinnern an den 1.September 1939, den Tag, an dem vor 76 Jahren
mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begann. Die deutsche
Sozialdemokratie hat diesen Krieg, seine Vorbereitung und seine nationalsozialistischen Urheber von Anfang an verurteilt und Gegenwehr organisiert. Sie hat ihn in ihrem „Aufruf an das deutsche Volk“ (s.o.) vom 1.9.1939 als „Verbrechen an dem Frieden und an der Menschheit“ bezeichnet und die „Vernichtung der Freiheit“ angeprangert.

Recht und Freiheit allen vergewaltigten Völkern zurückzugeben ist auch heute unser Ziel. Scheinreligiöser Fanatismus, die Gier nach Macht und pure Menschenverachtung führen
erneut zu verbreitetem Leid und Tod. Wir verurteilen die Unrechtsregime und die skrupellose
Ausnutzung von Flüchtlingsschicksalen. Mit Abscheu und Entsetzen wenden wir uns gegen
Intoleranz, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft hilflosen Menschen gegenüber, die
in Deutschland Schutz vor Verfolgung suchen.

Die Lehre des unendlichen Leids aus dem Kriegsgeschehen ist, dass Frieden, Mitmensch-lichkeit und Toleranz niemals mehr einem machtpolitischen Kalkül oder einer aggressiven Heilslehre geopfert werden dürfen.