PILOT ALS LOTSE?
ERNSTE MIENEN BEIM VORTRAG VON DANIEL PILOT ÜBER ZUKUNFTSSZENARIEN
FÜR DIE STADT USLAR

Ist befreiendes Lachen noch erlaubt, oder ist es bereits Galgenhumor, wenn beim Thema „Zukunftsfähigkeit Uslars“ ein lustiger Vergleich seine Wirkung erzielt? Daniel Pilot, mittlerweile examinierter Stadtplaner und gebürtiger Göttinger, stieß mit seinen teilweise provozierenden Thesen über die Entwicklung unserer Stadt am Freitagabend auf ein fachkundiges, engagiertes und durchaus sorgenvolles Publikum. Vor knapp 50 Zuhörern aus Wirtschaft und Gewerbe, Politik und Verwaltung, die der Einladung des SPD-Stadtverbandes gefolgt waren, trug der Absolvent des Masterstudiengangs an der Cityuniversität Hamburg Auszüge aus seiner Abschlussarbeit vor. Er hatte gezielt nach einer Kleinstadt gesucht, deren wirtschaftlichem, soziale und ökologische Stabilität bedroht ist und für die nicht Wachstum sondern Abschwung kennzeichnend ist. Unter dem Titel „Perspektive ländliche Räume. Gleichwertige Lebensverhältnisse und Nachhaltigkeit am Beispiel Uslar“ hatte er die Arbeit entworfen, verfasst und zuvor im Verlauf des letzten Jahres Interviews vor Ort geführt.

Der demografischer Wandel, eine zunehmenden Überalterung der ortsansässigen Bevölkerung, Versorgungs- und Mobilitätsengpässe sowie der Strukturwandel der Wirtschaft und die finanzielle Notlage der Kommune sind für ihn charakteristisch für die problematische Ausgangslage der Stadt. Hinzu kommen externe Risiken wie Klimawandel, und Ressourcenverknappung, so dass er von einem regelrechten „Schrumpfungsprozess“ ausgeht. Ändert sich nichts, entwirft er in seinem ersten Szenario, dann verpuffen alle positiven bisherigen Bemühungen, gegenzusteuern und Uslar verliert definitiv seine Funktion als Mittelzentrum. Gleichwertige Lebensverhältnisse und Nachhaltigkeit sind nicht gewährleistet, die pessimistische Stimmung in der Stadt ist gerechtfertigt.

Im zweiten Teil seines Vortrages ist Optimismus angesagt. Eine Stärke-Schwächen-Analyse
könne auch der Ausgangspunkt einer strategischen Nutzung der Stärken unserer Region sein, so Pilot, die auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Politik und die Entwicklungspotenziale des Tourismus und der Pflege- und Gesundheitswirtschaft setzt. Soweit mit Grundgesetz und Kommunalverfassung vereinbar, könnte eine ökologisch sinnvolle und finanzpolitisch orientierte Siedlungs- und Infrastrukturpolitik die Vorteile der Schrumpfung betonen und Schwächen relativieren. Es geht ihm um die Gestaltung dieses Prozesses, den man nicht einfach hinnehmen dürfe. Er stellt sogenannte Entwicklungsperspektiven für die Bereiche Siedlung, Mobilität, Wirtschaft, Versorgung und Finanzen vor und erläutert dazu passende Maßnahmen. In diesem Zusammenhang äußert er sich gegen den Ausbau der B 241, den Bau weiterer Einfamilienhäuser und eine Stärkung des PKW-Verkehrs.

Die anschließende Diskussion ist verantwortungsbewusst und äußerst sachlich. Es werden Fragen gestellt nach den Trägern und Machern eines solchermaßen gestalteten Prozesses, nach Erfahrungen anderer Kommunen in vergleichbarer Lage und nach dem konkreten Maßnahmen zur Verlagerung von Angeboten in die Lange Straße.
Für die SPD als Veranstalter dankt der Vorsitzende und Diskussionsleiter Dr. Hermann Weinreis dem Referenten und allen Teilnehmern für die weiterführenden Beiträge: „Die Politik wird die Anregungen aufgreifen und der beabsichtigte Impulscharakter des Abends ist eingetreten“.